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„In-vitro-Befruchtungen sind der wichtigste Schritt zum Erhalt bedrohter Arten“

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Das Sumatra-Nashorn und das Nördliche Breitmaulnashorn stehen kurz vor dem Aussterben. Erst vor wenigen Tagen starb Iman, das letzte Sumatra-Nashorn Malaysias, nach schwerer Krankheit. Thomas Hildebrandt führte eine der letzten tierärztlichen Untersuchungen an Iman durch und versuchte Eizellen für die assistierte Reproduktion zu gewinnen. Er und seine Kollegen vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung wollen dem Sumatra- wie dem Nördlichen Breitmaulnashorn zu Nachwuchs verhelfen. In einem Interview mit National Geographic Deutschland spricht Hildebrandt über Verfahren für die assistierte Reproduktion bei Nashörnern und über Uneinigkeit innerhalb der IUCN über den Weg zur Rettung bedrohter Tierarten. Das Interview ist am 25. Oktober 2019, vier Wochen vor dem Tod Imans, erschienen.

Herr Hildebrandt, Sie waren vor kurzem in Borneo und haben dem letzten noch lebenden Sumatra-Nashorn Malaysias eine Eizelle entnommen. Wie geht es Iman?

Sie ist schwer krank. Sie hat einen Blasentumor, starke Veränderungen im Uterus und wird nicht mehr lange leben. Wir konnten ihr nur eine Eizelle entnehmen, die dann leider innerhalb weniger Tage nach der Befruchtung degeneriert ist. Hoffentlich bleibt in diesem Winter noch Zeit für einen weiteren Versuch.

Wie entnehmen Sie einem Nashorn eine Eizelle?

Mein Kollege Frank Göritz macht zusammen mit lokalen Tierärzten die Narkose. Bei den Nördlichen Breitmaulnashörnern und dem Sumatra-Nashorn kommt man mit herkömmlichen Ausrüstungsgegenständen nicht weiter, weil sie alle Tumore haben, die verhindern, dass man die Eizellen vaginal entnehmen kann. Die Gefahr, dass man das Tier verletzt, wäre zu hoch. Die Nashörner haben Adern so stark wie Kinderarme, da sollte man auf keinen Fall hineinstechen. Man muss stattdessen durch den Darm die Eierstöcke finden und die Eizellen absaugen. Die Nadel, die wir dafür benutzen, ist einen ganzen Meter lang.

Können Sie Wissen aus der Humanmedizin oder dem Nutztierbereich anwenden?

Nein, nur die Arbeit im Labor ähnelt sich. Unser Bereich ist außerordentlich speziell, gerade was die Entnahme von Eizellen und den Transfer zurück ins Tier angeht. Weltweit sind wir die einzigen, die die Expertise haben, so eine Entnahme bei Wildtieren sicher durchzuführen – nur wir machen die entsprechende Grundlagenforschung.

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Besteht international Einigkeit über das Vorgehen zum Arterhalt?

Es gab in diesem Sommer ein Treffen der Weltnaturschutzunion (IUCN) zur Zukunft des Sumatra-Nashorns. Es ist nicht nur eine eigene Art, sondern auch eine eigene Gattung. Eine ganze Gattung ist lange nicht mehr von unserem Planeten gegangen. Das hat die IUCN zum Handeln bewegt. Wir haben mit den internationalen Kollegen aus Malaysia, Indonesien und den USA zusammengesessen, aber leider gehen die Meinungen über den Schutz sehr auseinander.

Prof. Thomas Hildebrandt (links) in Ol Pejeta (Kenia) mit Najin and Fatu. | Foto von Amy Vitale

Wie sind die unterschiedlichen Standpunkte?

Die einen sagen, dass die natürliche Nachzucht der Weg sei, diese Tiere zu retten. Lange Zeit war die vorwiegende Meinung, man müsse nur das Habitat schützen. Das hat sich als fatal herausgestellt, weil so zwar einzelne Tiere am Leben erhalten wurden, aber kein Nachwuchs gefördert wurde. Die weiblichen Tiere, die allein in diesem geschützten Habitat leben, sind alle an Tumoren und Uteruszysten erkrankt, weil sie keinen Zuchtpartner haben und keine Jungen bekommen. Iman kam schon mit fast fußballgroßen Tumoren aus der Wildbahn, weil sie mindestens zehn Jahre keinen Nachwuchs hatte. Der Habitatschutz darf nicht die alleinige Doktrin sein. In-vitro-Befruchtungen sind der wichtigste Schritt zum Erhalt bedrohter Arten.

Sie haben aus Kenia zwei Embryonen vom Nördlichen Breitmaulnashorn erhalten können. Wie geht es den beiden letzten Tieren Ihrer Art?

Sie sind nach der Eizellenentnahme aufgestanden, haben gefressen und sich erstmal ein Schlammbad gegönnt. Mit dieser Demonstration haben wir in Kenia sehr viele Vorurteile und Bedenken aus dem Weg geräumt. Kenya Wildlife Service hat uns einen Hubschrauber zur Verfügung gestellt, um die Eizellen so schnell wie möglich zum internationalen Flughafen zu transportieren. Wir haben zwei hervorragende Blastozysten einfrieren können und hoffen, dass dieses Umdenken weiter geht.

[…]

Das vollständige Interview von Andrea Henke für National Geographic Deutschland können Sie auf der Website https://www.nationalgeographic.de/tiere/2019/10/vitro-befruchtungen-sind-der-wichtigste-schritt-zum-erhalt-bedrohter-arten nachlesen.

Verfolgen Sie unsere Geschichte, verbreiten Sie die Nachricht und ziehen Sie eine Spende in Betracht, um die Hoffnung für das Nördliche Breitmaulnashorn aufrechtzuerhalten: https://donorbox.org/biorescue.

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Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW)

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Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) ist eine international renommierte deutsche Forschungseinrichtung des Forschungsverbundes Berlin e.V. und Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Unsere Aufgabe ist es, die evolutionären Anpassungen von Wildtieren an den globalen Wandel zu untersuchen und neue Konzepte und Maßnahmen zur Erhaltung der Biodiversität zu entwickeln. Dazu nutzen unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre breite interdisziplinäre Expertise aus Biologie und Veterinärmedizin, um Grundlagen- und angewandte Forschung – von der molekularen bis zur Landschaftsebene – im engen Dialog mit der Öffentlichkeit und den Interessengruppen zu betreiben. Darüber hinaus engagieren wir uns für einzigartige und qualitativ hochwertige Dienstleistungen für die Wissenschaft.
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Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW)
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Prof. Dr. Thomas Hildebrandt
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BioRescue Projektleiter und Leiter der Abteilung für Reproduktionsmanagement, Leibniz-IZW
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Steven Seet
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BioRescue Projektmanagement und Leiter der Abteilung Wissenschaftskommunikation, Leibniz-IZW
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